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Wie der Vatikan mit Mussolinis Millionen weiter Geld machtWas so alles an einem vorbei scrollt II

Steinbrück und die Frage: “Wieviel Ehrlichkeit verträgt der Wähler?”

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(Video über Monstropolis)

Netter Versuch, Steinbrück zu retten. Wir werden jetzt noch einige davon erwarten dürfen in nächster Zeit.

Es stimmt: die Leute wollen das Gewäsch von Merkel hören. Die Leute wollen, dass jemand ihnen einfache Erklärungen liefert, die in ihr Weltbild passen, und ihre Vorurteile bestätigen. Genau das macht Merkel. Deshalb ist sie so beliebt. Und in allem, was da nicht reinpasst, labert sie dummes Zeug, damit nicht auffällt, dass ihre einfachen Erklärungen mit der Wirklichkeit nicht zusammenpassen. Dass sie in Wirklichkeit ein völlig anderes Spiel spielt.

Das Problem mit Steinbrück ist aber nicht seine Ehrlichkeit. Sondern es ist sein tiefer Glauben an die neoliberale Ideologie. Ja, ich bin überzeugt, Steinbrück ist ehrlich. Und arrogant ebenfalls, das ist ja nur ein anderes Wort für Ehrlichkeit, mit der man ein unangemessenes Selbstbild ausdrückt, ohne auf die Wirkung beim Gesprächspartner zu achten.

Das Problem mit Steinbrück ist, dass er als Politiker dumm ist. Er spricht nicht, er sagt. Steinbrück sagt, was er denkt. Er spricht nicht mit den Menschen, und sagt Dinge so, dass die Menschen verstehen, was er meint. Das letztere erforderte, dass er über die Menschen reflektiert hätte, die er anspricht. Und, noch mehr, es erforderte erst einmal Reflexion, die er dann in der Sache, über die er spricht, ebenfalls angewandt hätte.

Steinbrück sagt, was er denkt. Und er denkt, was er glaubt. Er ist eine ökonomische Niete. Seine sogenannte “Wirtschaftskompetenz”, die ihm angedichtet wird, kommt im Wesentlichen daher, dass er das Credo der Neoliberalen herunterrasselt, und das ist trotz der Vollpleite namens Finanzkrise eben immer noch die vorherrschende Ideologie. Die Macht ist mit Goldman Sachs.

Er sagt also das, was gerade chic ist und für wahr gehalten wird von den vielen Gläubigen. Er ist ja selber einer. Und dafür wird ihm Kompetenz zugeordnet. Dabei hat er nichts davon reflektiert. Man hat den Eindruck, er ist zur Reflexion gar nicht in der Lage.

Im Film wird auf Brandt und Wehner verwiesen. Die seien ehrlich gewesen. Wehner beispielsweise war auch ein genialer Taktiker. Beide hatten aber ihre ethischen Grenzen, und waren insofern ehrlich, dass sie sich nicht verbogen haben.

Aber beide waren Intellektuelle. Beide waren durchaus in der Lage, über die Sache wie über das Auditorium zu reflektieren, vor dem sie sprachen. Ihre rhetorischen Leistungen sind unvergessen, die von Wehner gar legendär.

Dass es ein Mann wie Steinbrück in der SPD bis dahin geschafft hat, zeigt wohl am besten die Krise dieser Partei. Diese SPD ist von den Seeheimern in jeder Facette derart beherrscht, dass sie keine sozialdemokratische Partei mehr ist, und – zumindest auf absehbare Zeit – auch keine mehr werden wird.

Der einfache Kinderglaube des Neoliberalismus ist aber (wie jeder tiefe Glaube) nicht unbedingt Ausdruck von Intelligenz. Ein Politiker hat die Aufgabe, einfache Bilder zu finden, um eine komplexe und widersprüchliche Welt zu erklären. Aber das bedeutet nicht, dass man sich auf seinen Glauben beschränkt. Ich nenne es das “Sendung mit der Maus”-Problem: komplexe Zusammenhänge zutreffend einfach zu erklären, so dass alle Menschen das nachvollziehen können (gerade auch die, die im Thema sonst nicht so drin sind), erfordert ein hohes Mass an geistigem Niveau und an Kunstfertigkeit.

Steinbrück dagegen versteht sie ja selber nicht. Stattdessen sagt er, was er denkt.

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